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J72 Konfrontation: Siegt der Böse?

  • Tamara Schüppel
  • vor 6 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

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Wer ist stärker bei einer Konfrontation?
Wer ist stärker bei einer Konfrontation?

Jesus begibt sich freiwillig und ganz bewusst in die Hände seiner grausamen Feinde. Nehmen wir uns Zeit und lassen zunächst das Geschehen auf uns wirken. Einige Impulse zum Nachdenken finden Sie im Anschluss an den zitierten Text.


Nach diesen Worten ging Jesus mit seinen Jüngern hinaus, auf die andere Seite des Baches Kidron. Dort war ein Garten; in den ging er mit seinen Jüngern hinein. Auch Judas, der ihn auslieferte, kannte den Ort, weil Jesus dort oft mit seinen Jüngern zusammengekommen war. Judas holte die Soldaten und die Gerichtsdiener der Hohepriester und der Pharisäer und kam dorthin mit Fackeln, Laternen und Waffen. Jesus, der alles wusste, was mit ihm geschehen sollte, ging hinaus und fragte sie: „Wen sucht ihr?“ Sie antworteten ihm: „Jesus von Nazaret.“ Er sagte zu ihnen: „Ich bin es.“ Auch Judas, der ihn auslieferte, stand bei ihnen.


Als er zu ihnen sagte: ‚Ich bin es!‘, wichen sie zurück und stürzten zu Boden. Er fragte sie noch einmal: „Wen sucht ihr?“ Sie sagten: „Jesus von Nazaret.“ Jesus antwortete: „Ich habe euch gesagt, dass ich es bin. Wenn ihr also mich sucht, dann lasst diese gehen!“ So sollte sich das Wort erfüllen, das er gesagt hatte: ‚Ich habe keinen von denen verloren, die du mir gegeben hast.‘


Simon Petrus, der ein Schwert bei sich hatte, zog es, traf damit den Diener des Hohepriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab; der Diener aber hieß Malchus. Da sagte Jesus zu Petrus: „Steck das Schwert in die Scheide! Der Kelch, den mir der Vater gegeben hat - soll ich ihn nicht trinken?“

Die Bibel, Johannes-Evangelium 18,1-11 (Einheitsübersetzung 2016)


Jesus weiß im Voraus genau, was auf ihn zukommt. Nichts gleitet ihm aus den Händen. Er bleibt Gott, auch wenn er sich von seinen Feinden gefangen nehmen lässt. Die bewaffneten Männer – kampfgerüstet und in der Überzahl – sie weichen zurück und fallen zu Boden, als Jesus spricht. Denn durch diese Worte sind sie mit dem Allmächtigen konfrontiert. Erinnern wir uns an den Beginn des Johannesevangeliums, wo Jesus als ‚logos‘ vorgestellt wird: Durch sein Wort kreiert der erhabene Schöpfer Leben. [a] Er ist gerecht und vollkommen gut. Gegen Gott können Menschen nicht ankommen.


Aber hier begibt Jesus sich freiwillig in die Hände seiner Feinde, weil er dabei ein höheres Ziel verfolgt. Während diese Menschen gegen den Stärkeren vorgehen, möchte Jesus sie retten. Völlig schuldlos nahm er auf sich, was wir Menschen durch die Zielverfehlung unseres Lebens verdienen. Gott steht für vollkommene Gerechtigkeit und unser bisschen Gutsein reicht nicht, um die fehlende Gemeinschaft mit Gott zu überbrücken. [b] Deshalb bezahlte Jesus für jede einzelne Schuld, damit wir dem gerechten Gott begegnen können. Vor seiner Gefangennahme hatte Jesus es deutlich erklärt: Sein Blut wird vergossen zur Vergebung der Sünden für viele. [c] Gleichzeitig hat Jesus sogar in dieser Situation das temporäre Wohl seiner Nachfolger im Blick.


Damals schrieb Gott Heils-Geschichte – dieses Geschehen fordert bis heute jeden Menschen zur Entscheidung heraus: Wollen wir mit Gott leben? Juristisch gerecht sorgte Jesus dafür, dass er jedem von uns das ewige Heil schenken kann.


Demgegenüber haben auch wir die Freiheit, ohne Gott zu leben. Damals hielten weder die Machtdemonstration des Allmächtigen noch die spontane Wunderheilung von Malchus [d] die Feinde Gottes ab, ihre Unrechts-Taten fortzusetzen. Das Böse mag zunächst verborgen sein; am Ende wird Gott es offensichtlich machen und gerecht richten. [e]


Gottes Ziel hat damals keiner wirklich begriffen, auch die Jesus-Nachfolger nicht. Obgleich Jesus es ihnen zuvor wiederholt erklärte, verstehen sie ihn nicht. Und ebenso verstehen wir heute den Allmächtigen oft nicht: Wir ergründen manche Situationen in unserem Leben nicht; wir durchschauen häufig nicht, warum er Dinge im Weltgeschehen zulässt, die zutiefst böse und widergöttlich sind. – Petrus wollte dem Guten zum Sieg verhelfen, als er zum Schwert griff. Aber an dieser Stelle bremst Jesus ihn aus. Gott verfolgt Ziele, die wir nicht überschauen: Um situationsbezogen in Gottes Sinn agieren zu können, brauchen wir deshalb zwingend die kontinuierliche Direktverbindung zum Allwissenden.


Daran möchte ich denken, wenn ich das nächste Mal entsetzt und verständnislos zusehen muss, wie der Böse scheinbar den Sieg davonträgt: SCHEINBAR siegt der Böse, aber Jesus entgleitet keine Situation. Sein Sieg wird offensichtlich werden – sichtbar für jedermann:


Er, der doch von göttlichem Wesen war,

hielt nicht wie an einer Beute daran fest, Gott gleich zu sein,

sondern gab es preis und nahm auf sich das Dasein eines Sklaven,

wurde den Menschen ähnlich, in seiner Erscheinung wie ein Mensch.

Er erniedrigte sich und wurde gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.

Deshalb hat Gott ihn auch über alles erhöht

und ihm den Namen verliehen, der über allen Namen ist,

damit im Namen Jesu sich beuge jedes Knie,

all derer, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind,

und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus der Herr ist,

zur Ehre Gottes, des Vaters.

Die Bibel, Philipper 2,6-11 (Zürcher Übersetzung 2007)


Tamara Schüppel


_______________________

Fußnoten:

[a] … vgl. Etappe ►J02

[b] … vgl. Etappe ►J66

[c] … vgl. Matthäus 26,26-29, Lukas 22,14-20

[d] ... vgl. Lukas 22,51

[e] … vgl. Offenbarung 20,11-15


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