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J37 Wenn Gottes Wort uns trifft ...

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Selbstgerechte Überheblichkeit
Selbstgerechte Überheblichkeit

Die religiösen Führer suchen einen Grund, um Jesus offiziell eliminieren zu können. Jesus weiß das und geht dennoch unbeirrt seinen Weg. Dabei wird die Gesinnung aller Beteiligten klar erkennbar.


Jesus aber ging zum Ölberg. Doch schon früh am nächsten Morgen war er wieder im Tempel. Als dann das ganze Volk zu ihm kam, setzte er sich und begann, sie zu unterweisen. Da führten die Gesetzeslehrer und die Pharisäer eine Frau herbei, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: „Rabbi, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Im Gesetz schreibt Mose vor, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du nun dazu?“ Mit dieser Frage wollten sie ihm eine Falle stellen, um ihn anklagen zu können. Aber Jesus beugte sich vor und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Doch sie ließen nicht locker mit ihren Fragen. Schließlich richtete er sich auf und sagte: „Wer von euch ohne Sünde ist, der stoße als Erster den Stein auf sie!“ Dann beugte er sich wieder vor und schrieb auf die Erde. Von seinen Worten getroffen, zog sich einer nach dem anderen zurück, die Ältesten zuerst. Schließlich war Jesus mit der Frau allein. Sie stand noch immer an der gleichen Stelle. Er richtete sich wieder auf und sagte: „Frau, wo sind sie hin? Hat dich keiner verurteilt?“ „Keiner, Herr“, erwiderte sie. Da sagte Jesus: „Ich verurteile dich auch nicht. Du kannst gehen. Sündige aber nicht mehr!“

Die Bibel, Johannes-Evangelium 8,1-11


Das Gebot aus dem Alten Testament ist für uns sehr befremdend: Todesstrafe für einen Ehebruch? (vgl. Leviticus 20,10) Der wesentliche Schwerpunkt dieses Gebotes wird jedoch verständlich, sobald wir über den heiligen Gott nachdenken, der grundsätzlich keine Sünde in seiner Nähe dulden kann. Die strenge Gesetzgebung warnt bis heute jeden Menschen vor Leichtfertigkeit: Jede einzelne Sünde hat den Tod zur Folge. Und Tod weist auf die ewige, furchtbare Gottesferne hin, die kein Auslöschen der Persönlichkeit bedeutet.


Übrigens ist nicht sicher, ob oder wie häufig jene Todesstrafe aufgrund von Ehebruch im Alten Bund ausgeführt wurde. Ein Problem war vermutlich, dass mindestens zwei Augenzeugen die Tat bestätigen mussten. Zur Zeit jener Begebenheit hatte die römische Besatzungsmacht den Juden jedoch untersagt, Todesurteile zu vollstrecken. Wie Jesus den Fall auch entscheidet: Er macht sich entweder vor den Römern strafbar oder unglaubwürdig als Lehrer von Gottes Gesetz – so denken jene religiösen Führungskräfte. Es geht ihnen dabei wohl kaum um Gottes Gebote.


Da sich die gleichen Führungskräfte schon zuvor festgelegt hatten, Jesus zu eliminieren, besteht ein Verdacht: Hatten die Augenzeugen ganz gezielt den Ehebruch abgewartet, damit sie das Thema als Falle für Jesus inszenieren können? Wäre es ihnen vielleicht möglich gewesen, die Tat zu verhindern und den beiden Menschen zurechtzuhelfen? Und warum wird nur die Frau angeklagt? Der beim Ehebruch ertappte Mann ist ebenso schuldig.


Jedenfalls lässt sich Jesus nicht auf ihr böses Spiel ein. Als sie nicht lockerlassen, konfrontiert er sie mit ihrer eigenen Sünde. Zutiefst getroffen von seinen Worten zerbricht ihre selbstgerechte Überheblichkeit. Schuldbewusst schleichen sie sich aus der Runde. – Jene Frau bleibt still stehen. Vermutlich hätte sie fliehen können, nachdem ihre Ankläger fort waren und Jesus scheinbar unbeteiligt im Sand schrieb. Sie wartet und steht mit dieser Haltung zu ihrer Sünde. Deshalb begnadigt Jesus sie. Gnade ist jedoch kein Freibrief, unbedacht weiter zu sündigen. Sie sollte ihr Leben ändern, gibt Jesus zu bedenken.


Unsere kulturelle Situation ist grundlegend anders. Aber unsere menschlichen Neigungen haben sich ebenso wenig geändert wie Gottes Heiligkeit:

Hat Gottes Wort uns heute getroffen? Was beschäftigt uns jetzt, bezogen auf Gottes Maßstäbe? Nehmen wir uns Zeit, darüber nachzudenken. Hier einige Impulse dazu:


  1. Ehebruch: Jesus erklärte in einem anderen Zusammenhang, dass Ehebruch in Gedanken beginnt und dass diese Gedanken Sünde vor Gott sind. Wehren wir uns gegen den ethischen Schmutz, der uns im realen Leben auf Schritt und Tritt begegnet? Leben wir selbst Ehebruch? Fördern wir Sünde durch bewusstes Anschauen aufreizender Filme oder Pornografie?

  2. Selbstgerechtigkeit: Die selbstgerechte Überheblichkeit ist ein verlogenes menschliches Machwerk. Gott relativiert unsere Sünde nicht durch Vergleich zu schlimmeren Sünden. Reden wir über andere, weil dies uns selbst scheinbar in ein besseres Licht stellt?

  3. Menschenwürde: Menschen sind Gottes wertvolle Geschöpfe. Helfen wir uns gegenseitig zurecht in dem beständigen Wissen, dass wir vor Gott ebenso schuldig sind wie andere?

  4. Wiedergutmachung und öffentliches Schuldbekenntnis: Wir dürfen mithelfen, Menschen zu schützen und das Böse zu begrenzen. Sind wir an anderen Menschen schuldig geworden, erwartet Gott, dass wir dies so gut wie möglich in Ordnung bringen.

Ich möchte mit meiner Schuld vor Jesus stehenbleiben und wie jene Frau auf Begnadigung warten. Gott ist heilig und gerecht; er ist auch freundlich und menschenzugewandt. Deshalb eröffnete Jesus die juristisch gerechte Chance, damit wir der Todesstrafe entgehen können. Gott hatte diesen Retter bereits versprochen, als menschliche Sünde unsere Welt erstmalig und grundlegend negativ veränderte. Meine Dankbarkeit an Jesus soll sich darin zeigen, dass ich mich um Korrektur meiner Einstellung in Gottes Sinn bemühe.


Tamara Schüppel


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