top of page

Das Alte Testament entstand im Zeitraum von etwa 1400 v. Chr. bis 400 v. Chr. Viele verschiedene Schreiber aus unterschiedlichen Kulturen und Regionen haben die 39 Bücher verfasst, die in diesem Teil der Bibel zusammengefasst sind.

Hier sehen Sie eine Übersicht der Bücher des Alten Testamentes. In dieser Reihenfolge sind die Bücher in den meisten Bibelausgaben angeordnet. 

Tabelle AT.png

Das Neue Testament entstand im Zeitraum von etwa 40 n.Chr. bis 100 n.Chr. Die verschiedenen Verfasser des Neuen Testamentes schrieben ebenfalls meist unabhängig voneinander. Zu diesem Teil der Bibel gehören 27 Bücher, die in den meisten Bibelausgaben in dieser Reihenfolge angeordnet sind. 

Tabelle NT-1.png

Vielleicht wundern Sie sich, dass einige Bücher, die sich in manchen Bibelausgaben finden, in der Aufzählung fehlen. Vermutlich handelt es sich um die sogenannten Apokryphen.

Was sind Apokryphen? Welchen Wert haben sie?

Ein kurzer Überblick unter historischen Gesichtspunkten

Das Wort ‚Apokryphen‘ kommt aus der altgriechischen Sprache und bedeutet übersetzt ‚verborgen‘ oder ‚dunkel‘.  Apokryphen sind ganze Bücher oder Zusätze zu biblischen Büchern, die in der ursprünglichen hebräischen Sammlung der heiligen Schriften (Kanon) fehlen. Dieser alttestamentliche Kanon war bereits zur Zeit Nehemias und Maleachis komplett (ca. 400 v. Chr.). Das chronologisch letzte Buch des Alten Testamentes ist somit das Buch des Propheten Maleachi.

Die Apokryphen entstanden in der Zwischenzeit nach Maleachi bis zur Zeit Jesu. In der frühen griechischen Übersetzung (Septuaginta, 3./2. Jh. vor Chr.) finden wir Apokryphen. Hieronymus bearbeitete in seiner lateinischen Übersetzung (Vulgata, ab 382 nach Chr.) die Apokryphen nicht. Die Vulgata war bis zum Mittelalter die wichtigste Bibelübersetzung. Auffällig ist, dass bspw. der Philosoph Philo von Alexandria (zur Zeit Jesu) und der Geschichtsschreiber Flavius Josephus (Ende 1. Jh.) davon ausgingen, dass diese Bücher nicht zum Kanon der Heiligen Schriften gehören. Dies bestätigt auch der Talmud, eine äußerst wichtige Schrift des Judentums. Offensichtlich bestand damals weithin Einigkeit darüber, dass die heute als Apokryphen bekannten Schriften keine göttliche Autorität haben. Jesus selbst stellte den zu seiner Zeit gebräuchlichen hebräischen alttestamentlichen Kanon nicht infrage.

 

Erst im Konzil von Trient (1545-1563) wurden die Apokryphen offiziell von der katholischen Kirche in den Kanon der Heiligen Schriften aufgenommen. Die entsprechende Erklärung stammt aus dem Jahr 1546. Wichtiger Grund dafür war unter anderem die Begründung der Lehre des Fegefeuers, die sich nur aus den Apokryphen herleiten lässt. Das Konzil fand als Reaktion auf die Reformation statt, die sich seit Luthers Thesenanschlag 1517 rasant ausbreitete.

In der Gegenwart plädieren einige protestantische Theologen für die Kanonizität der Apokryphen, was maßgeblich auch mit den Schriften der Septuaginta begründet wird. Ihre Argumente bedürfen sorgfältiger Prüfung.  Luther sagte, die Apokryphen seien der Heiligen Schrift nicht gleichwertig zu betrachten, aber es sei gut und nützlich, sie zu lesen.

 

Im jüdischen bzw. christlichen Umfeld entstanden außerdem noch weitere Schriften, die dem Alten oder Neuen Testament zeitlich zuzuordnen wären. Gottesfürchtige Menschen erkannten und bestätigten immer wieder, dass sie nicht dem Charakter der von Gott inspirierten Schriften entsprechen. Einige davon haben antichristlichen und antigöttlichen Charakter, so dass vor diesen Schriften gewarnt werden muss.

„Der einzig wahre Prüfstein für die Kanonizität bleibt das Zeugnis Gottes, des Heiligen Geistes über die Autorität seines eigenen Wortes. Dieses Zeugnis stieß beim Volk Gottes, das in Bundesgemeinschaft mit ihm lebte, auf Anerkennung, Glauben und die Bereitschaft, sich ihm unterzuordnen.“ ¹  „Wie Gott es fertigbrachte, diese Überzeugung der Identität seines Wortes in ihre Herzen zu legen, mögen wir weder begreifen, noch erklären können. Wir dürfen jedoch unserem Herrn folgen, der das Siegel seiner unfehlbaren Autorität auf die Bücher des Alten Testamentes setzte. “ ²  „Es ist tatsächlich ein erstaunliches Geschehen, das sich damals abspielte: Alle von Gott eingegebenen Schriften wurden unter dem stillen Einfluss des Heiligen Geistes von der ganzen Christenheit angenommen. Diese Sammlung und Auslese erfolgte in einer Atmosphäre ungewöhnlicher Freiheit und gegenseitiger Achtung. Es gab deshalb weder Federkrieg noch Bannfluch.“ ³

Halten wir fest: Nicht die Kirche oder religiöse Gemeinschaften stellte Schriften zusammen, die in ihrer Gesamtheit den biblischen Kanon bilden, sondern letztlich Gott. Menschen konnten unter der Führung des Heiligen Geistes herausfinden, was inspiriert war. Es war mehr ein Ausleseprozess, welche Schriften nicht dazu gehörten.

Vorgenannte Gründe geben einen kurzen Einblick, warum ich mich an den Kanon der Heiligen Schrift halte, wie wir ihn im protestantischen Raum seit Jahrhunderten kennen. Auch wenn inhaltlich sicher so manche Aussage in den Apokryphen wertvoll ist, möchte ich dicht am von Gott inspirierten Original bleiben.

Tamara Schüppel

_____________

Zitatangaben:

¹   G. L. Archer jr., „Einleitung in das Alte Testament“, Band 1, S.92, 1987 Bad Liebenzell

²   E. J. Young, „The Canon of the Old Testament”, in Revelation and the Bible, S.168

³   Karl-Heinz Vanheiden, „Biographie eines Bestsellers“, S.34, 1993 concepcion Seidel

Apokryphen
bottom of page