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J52 In dunklem Umfeld

Aktualisiert: 3. Mai

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Leben gestalten - trotz drohender Gefahren
Leben gestalten - trotz drohender Gefahren

Die Religionsführer der Juden wollen Jesus töten, weil er nicht in ihre Ideologie von Gott passt. Inzwischen scheuen sie sich nicht mehr vor der öffentlichen Bekanntmachung ihrer Absichten. In diesem gefährlichen Umfeld gestaltet Jesus Leben:

 

Das jüdische Passafest kam näher, und viele Menschen aus dem ganzen Land zogen nach Jerusalem, um sich dort den Reinigungsvorschriften für das Fest zu unterziehen. Sie hielten Ausschau nach Jesus. Wenn sie im Tempel zusammenstanden, fragten sie einander: „Was meint ihr? Ob er wohl zu dem Fest kommen wird?“ Die Hohen Priester und die Pharisäer hatten angeordnet: „Wenn jemand weiß, wo Jesus sich aufhält, muss er das melden.“ Sie wollten ihn nämlich verhaften.

 

Sechs Tage vor dem Passafest kam Jesus wieder nach Betanien, wo Lazarus wohnte, den er vom Tod auferweckt hatte. Die Geschwister gaben Jesus zu Ehren ein Festmahl, bei dem Marta bediente. Lazarus lag mit den Gästen zu Tisch. Da nahm Maria eine Flasche Salböl, echtes, sehr kostbares Nardenöl, und salbte Jesus die Füße damit. Dann tupfte sie diese mit ihrem Haar ab. Der Duft des Salböls erfüllte das ganze Haus.

Da sagte einer von den Jüngern, Judas Iskariot, der Jesus später verriet: „Warum hat man dieses Salböl nicht verkauft? Man hätte dreihundert Denare dafür bekommen und das Geld den Armen geben können.“ Er sagte das aber nicht, weil er sich um die Armen sorgte, sondern weil er ein Dieb war. Er verwaltete nämlich die gemeinsame Kasse und bediente sich daraus. „Lass sie in Ruhe!“ sagte Jesus. „Sie hat das als Vorbereitung für mein Begräbnis getan. Es wird immer Arme geben, um die ihr euch kümmern könnt. Aber mich habt ihr nicht mehr lange bei euch.“ 

 

Als es sich herumgesprochen hatte, dass Jesus in Bethanien war, strömten die Juden in Scharen dorthin. Sie kamen nicht nur wegen Jesus, sondern auch, weil sie Lazarus sehen wollten, den Jesus vom Tod auferweckt hatte. Da beschlossen die Hohen Priester, auch Lazarus zu töten, weil seinetwegen viele Juden dorthin kamen und anfingen, an Jesus zu glauben.

Die Bibel, Johannes-Evangelium 11,55 – 12,11

 

Jesus ist zu einem Festmahl eingeladen. Bei solchen Anlässen lehnte man sich bequem auf Polster, die um einen niedrigen Tisch gruppiert waren. Während man sich auf den linken Ellbogen stützte und mit der rechten Hand aß, waren die Füße vom Tisch weg nach hinten ausgestreckt. Es war durchaus üblich, besonderen Ehrengästen das Haupt zu salben. Aber Maria hebt sich mit ihrer Tat in jeder Hinsicht von den üblichen Ehrenbezeugungen ab. Sie benutzt kostbarstes Salböl. Narde wächst im Himalaja bis in 5000 Meter Höhe und wurde seit vielen Jahrhunderten als Duftstoff gehandelt. Maria gießt eine verschwenderisch große Menge davon über die Füße von Jesus. Dann löst sie ihre Frisur und trocknet die Füße mit ihren Haaren. Das ist eine unvorstellbare Herausforderung für die Tischgemeinschaft: Ist solches Verhalten einer jungen Frau nicht zutiefst aufdringlich und beschämend? Sollte Jesus dies nicht schon aus Gründen der Sittlichkeit zurückweisen?

Jesus selbst ist offensichtlich weder prüde noch peinlich berührt. Stattdessen verteidigt er das scheinbar anstößige Verhalten der Maria. Er misst ihrer Wertschätzung hohe Bedeutung bei.

 

Jesus erkennt die innere Haltung von Menschen. Aufgrund dieser Motivation beurteilt er, was jemand sagt oder tut. So hat er auch längst verstanden, dass es Judas nicht wirklich um Hilfe für die Bedürftigen geht. Er weist dessen Einwand unmissverständlich zurück. Jesus fällt nicht auf scheinfromme Worte und Taten herein. Auch nicht auf unsere Kirchenzugehörigkeit, die vielleicht mit unserem wirklichen Leben wenig zu tun hat.

 

Und Jesus kann genießen. Ist Ihnen das schon mal aufgefallen?

Sein Umfeld ist lebensgefährlich. Jesus ist sich dessen bewusst, denn er spricht von seinem nahe bevorstehenden Begräbnis. Er kennt den vorsätzlichen Hass der Religionsführer und wird sich freiwillig diesem aussetzen. Damit will er etwas viel Größeres erreichen. Aber jetzt genießt er diese Zeit mit seinen Freunden. Gelassen lebt er den Augenblick. Diese Begebenheit strahlt hell auf in einem Umfeld voller Hass und Intrigen, voller Heuchelei und Missgunst.

Obwohl Jesus weiß, dass ihm nicht mehr viel Zeit bis zu seinem Tod bleibt, verfällt er nicht in betriebsamen Eifer. Er lebt authentisch – und immer mehr Menschen kommen zum Glauben. Das passiert einfach. Scheinbar nebenbei wird es in einem kurzen Satz erwähnt.

 

Jesus lebt uns vor, was bei Gott zählt: Der Allmächtige will nicht auf Gemeinschaft mit Menschen verzichten! Er wünscht sich jeden von uns als Gegenüber. Um das zu ermöglichen, übernahm Jesus unsere Schuld und starb stellvertretend für uns am Kreuz.

 

Dennoch müssen auch wir manchmal in dunkler Umgebung und mitten in drohenden Gefahren leben. Das fordert jeden von uns stark heraus. Jesus versteht das gut, weil er es selbst erlebte. Er möchte uns begleiten. Wenn wir dem allmächtigen Heilsbringer vertrauen, lernen wir Stück für Stück, Leben in dunklem Umfeld zu gestalten: Denn Jesus ist das Licht und der Weg nach Hause (vgl. Johannes 14,1-6). Zuhause bei Gott – das ist vollkommenes Leben ohne Dunkelheit.

 

Tamara Schüppel 

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