J75 Königliches Angebot
- Tamara Schüppel
- 15. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
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Jesus muss weg. Diesen Beschluss hatte die religiöse Führungsschicht des jüdischen Volkes längst gefasst. Eine Schuld konnten sie ihm nicht nachweisen, dessen ungeachtet verfolgten sie zielstrebig ihre ungerechte Absicht. Der Schauprozess in der Nacht diente nur der Aufrechterhaltung ihrer geheuchelten frommen Fassade. Um ihr Ziel zu erreichen, nutzten sie sogar die verhasste römisch-heidnische Gerichtsbarkeit:
Nun führen sie Jesus vom Haus des Kajafas zum Prätorium; es war früh am Morgen. Und sie selbst gingen nicht ins Prätorium hinein, um nicht unrein zu werden, denn sie wollten am Passamahl teilnehmen. Also kam Pilatus zu ihnen heraus, und er sagte: „Welche Anklage erhebt ihr gegen diesen Menschen?“ Sie antworteten ihm: „Wenn das kein Verbrecher wäre, hätten wir ihn nicht an dich ausgeliefert.“ Da sagte Pilatus zu ihnen: „Nehmt ihr ihn und richtet ihn nach eurem Gesetz.“ Die Juden sagten zu ihm: „Uns ist nicht erlaubt, jemanden hinzurichten.“ So sollte das Wort Jesu in Erfüllung gehen, das er gesprochen hatte, um anzudeuten, welchen Tod er sterben sollte.
Da ging Pilatus wieder ins Prätorium hinein, ließ Jesus rufen und sagte zu ihm: „Du bist der König der Juden?“ Jesus antwortete: „Sagst du das von dir aus, oder haben es dir andere über mich gesagt?“ Pilatus antwortete: „Bin ich etwa ein Jude? Dein Volk und die Hohepriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan?“ Jesus antwortete: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, würden meine Diener dafür kämpfen, dass ich nicht an die Juden ausgeliefert werde. Nun aber ist mein Reich nicht von hier.“ Da sagte Pilatus zu ihm: „Du bist also doch ein König?“ Jesus antwortete: „Du sagst es. Ich bin ein König. Dazu bin ich geboren, und dazu bin ich in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.“ Pilatus sagte zu ihm: „Was ist Wahrheit?“ Und nachdem er dies gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus.
Die Bibel, Johannes-Evangelium 18,28-38a (Zürcher Übersetzung 2007)
Das Prätorium war im Römischen Reich der Sitz und das Gerichtsgebäude des Statthalters einer Provinz. Zu dieser Zeit bekleidete Pilatus jenes römische Regierungsamt in Jerusalem. Von Anfang an hatte er das jüdische Volk vielfach provoziert. Zudem beinhaltete sein Regierungsstil Bestechung und Gewalt. Deshalb hassten seine Untergebenen ihn. Da er jedoch eine Anklage beim Kaiser zu fürchten hatte, konnten die jüdischen Religionsführer ihn unter Druck setzen, um eigene Ziele durchzusetzen.
Ungewöhnlich verläuft die Begegnung des Angeklagten Jesus mit dem römischen Statthalter: Sogar in dieser Situation strahlt Jesus königliche Würde aus; er konfrontiert den Regierungsbeamten mit der Wahrheit. Aber Pilatus bringt durch seine Reaktion zum Ausdruck, dass Wahrheit nicht zu seinen Wertmaßstäben passt. „Was ist Wahrheit?“ sagt er geringschätzig und wendet sich von Jesus weg. Pilatus ist nicht interessiert, deshalb erfährt er wenig über das königliche Angebot. Jesus drängt sich nicht auf.
Sind WIR interessiert? Oder reicht uns, was wir bereits wissen, beziehungsweise zu wissen meinen?
Jesus gab zu bedenken, dass es mehr gibt, als das, was in dieser Welt zählt: Er sprach von SEINEM REICH, das nicht von dieser Welt ist. Immer wieder malte Jesus den Menschen Bilder vor Augen, wie Gottes Reich ist; in der Bibel sind viele verschiedene Facetten beschrieben. Dennoch bleibt das Ausmaß der Herrlichkeit, in der Jesus zuhause ist, für uns Menschen derzeit unergründlich. Bei Gott wohnen Wahrheit und vollkommene Gerechtigkeit. Gott selbst ist Anfang und Ende dieses Reiches, er füllt alles aus. Gott bleibt immer derselbe: Er ist, er war und er kommt. Er ist Herrscher über das gesamte Weltall. Und dieser allmächtige Gott liebt uns ganz persönlich, er möchte unsere Tränen abwischen und mit ihm dürfen wir herrschen in Ewigkeit. Das verspricht er denen, die ihn lieben. (vgl. Offenbarung 1,5-8, Offenbarung 21,3-8 und 22,5)
Wir können hier und heute von dieser Aussicht profitieren. Aber es reicht nicht, wenn wir uns mit verstaubtem Wissen begnügen. Suchen wir die Wahrheit? Erkunden wir Gottes Wahrheit, auch wenn wir schon lange mit ihm unterwegs sind?
Pilatus lehnte Jesu Angebot geringschätzig ab und ging weiter Richtung ewiger Gottesferne. Er zog kurzlebige Vorteile vor.
Die religiösen Führer der Juden wussten viel über den allmächtigen Schöpfergott. Sie lebten fromme Traditionen und gingen deshalb nicht in das Prätorium hinein. Aber sie erkundeten Gottes Wahrheit nicht mehr aktiv, um damit gottgefällig zu leben. Neid schlich sich ein, dann wuchsen böse Absichten, mit denen sie sich immer weiter von Gott entfernten!
Ich habe mich entschieden: Ich will zu Gott hin. Deshalb lebe ich jetzt schon kontinuierlich auf dieses unzerstörbare Ziel zu. – Wollen Sie auch zu Gott hin?
Tamara Schüppel
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