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J74 Unter Druck gescheitert

  • Tamara Schüppel
  • 2. Juni
  • 4 Min. Lesezeit

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Wenn Selbstvertrauen nicht reicht ...
Wenn Selbstvertrauen nicht reicht ...

Mitten zwischen religiösen Machthabern, die erfüllt sind von dem Wunsch, einen Unschuldigen zum Tod zu verurteilen, steht Jesus: Gefesselt, verleumdet, geschlagen. Freiwillig bleibt er stehen und lässt das Böse zum Ausbruch kommen. Er hat ein gutes Ziel, er will die Menschen retten vor ewiger Qual und Strafe.

 

Der Eil-Prozess gegen Jesus wird mitten in der Nacht geführt. Die Mitglieder des Synedriums wollen den Reinheitsvorschriften für das bevorstehende Fest entsprechen, deshalb muss das Urteil schnell fallen. [a]  Alle Befragungen dienen nur dem Ziel, das längst festgelegte Urteil zügig und unangefochten über die Bühne der Öffentlichkeit zu bringen.

 

Aber da ist Petrus, ein Wortführer unter den Jesus-Nachfolgern. Mutig bleibt er in der Nähe von Jesus:

 

Simon Petrus und ein anderer Jünger folgten Jesus. Jener Jünger war mit dem Hohepriester bekannt und ging mit Jesus in den Palast des Hohepriesters hinein. Aber Petrus stand draußen an der Tür. Da kam der andere Jünger, der mit dem Hohepriester bekannt war, heraus und redete mit der Türhüterin und führte Petrus hinein. Nun sagt die Magd, die Türhüterin, zu Petrus: „Bist nicht auch du von den Jüngern dieses Menschen?“ Jener sagt: „Ich bin es nicht.“

Die Knechte und die Gerichtsdiener hatten ein Kohlenfeuer angezündet, weil es kalt war; und sie wärmten sich. Auch Petrus stand bei ihnen und wärmte sich.

Die Bibel, Johannes 18,15-18 (Übersetzung: Tamara Schüppel)

 

Während dieses Geschehens hatte das Verhör von Jesus durch Hannas, den ehemaligen Hohepriester und Schwiegervater des Amtsinhabers bereits begonnen. Später schickte Hannas Jesus gefesselt zum Hohepriester Kajaphas. Der hatte trotz nachtschlafender Uhrzeit das Synedrium versammelt, um beschlussfähig zu sein.

 

Im Gegensatz zu den Ein-Raum-Häusern der einfachen Leute wohnte die gehobene Gesellschaftsschicht in einem Palast. Als solchen bezeichnete man ein Gebäude mit mehreren Räumen, die um einen Innenhof gruppiert waren. Im Innenhof brannte das Kohlenfeuer, an dem die Bediensteten sich wärmten. Jesus wurde vermutlich in einem der an den Innenhof grenzenden Räume verhört. Jedenfalls war ein direkter Blickkontakt vom Innenhof aus möglich. [b]  Und dort im Innenhof war Petrus mit den Bediensteten am Feuer:

 

Simon Petrus aber stand da und wärmte sich. Da sagten sie zu ihm: „Bist nicht auch du von seinen Jüngern?“ Jener leugnete es und sagte: „Ich bin es nicht.“ Einer der Knechte des Hohepriesters, ein Verwandter dessen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte, sagte: „Habe ich dich nicht im Garten bei ihm gesehen?“ Wieder leugnete Petrus und gleich darauf krähte ein Hahn.

Die Bibel, Johannes 18,25-27 (Übersetzung: Tamara Schüppel)

 

Knapp und sachlich berichtet Johannes das Versagen des Petrus. Unter den Jüngern war Petrus eine anerkannte Persönlichkeit. Seine Loyalität und Treue zu Jesus wollte er notfalls bis zum Tod durchhalten. Das hatte er wenige Stunden zuvor vor Zeugen gesagt. [c]  Aber unter Druck und Todesgefahr leugnete er, zu den Jesus-Nachfolgern zu gehören.

 

Das Versagen des Petrus ist sicher nicht aufgeschrieben, damit wir auf diesen herabblicken. Demgegenüber beschreibt Johannes eine Niederlage, die jeder aufrichtige Christ irgendwann erlebt. Petrus verleugnete Jesus, den er lange zuvor als Gottes Sohn erkannt hatte. [d]  Dabei hatte er sich so viel vorgenommen: Bis in den Hof des Hohepriesters, also bis mitten in die Gefahr, hatte er sich gewagt. Er war kein Feigling und ihm fehlte es sicher nicht an Selbstvertrauen. Mit seinem Versprechen hatte er sich selbst unter Druck gesetzt und wollte sich nun beweisen. Das ist schwierig: Der äußere Druck steigert sich bis zur akuten Lebensgefahr und der innere, selbst aufgebaute Druck bleibt bestehen. Das hält Petrus nicht durch.  

 

Nach seiner Auferstehung arbeitet Jesus diese Situation ganz persönlich mit Petrus auf. Es geht nicht darum, dass Petrus heldenhaft neben Jesus steht. Das schafft Petrus nicht, das schafft keiner von uns. Das erwartet Jesus auch gar nicht. Stattdessen geht es damals wie heute darum, dass wir Jesus lieben: mit ganzem Herzen und mit ganzer Kraft. [e] 

 

Jesus, der Herr, ist derjenige, der uns durch Gefahren bringen will und auch kann. Deshalb gebührt Jesus die Ehre und der Dank nach aufrecht überstandener Not. Und wenn wir doch versagen? Dann ist Jesus gütig und barmherzig, denn er hat vorgesorgt für solche Fälle: Jesus bezahlte für unsere Schuld. Er vergibt uns gern und hilft uns wieder auf. Das nimmt den inneren Druck. Das lässt uns befreit durchs Leben gehen: Wir sind mit dem Sieger unterwegs, der jede Situation souverän beherrscht. Jesus starb aus Liebe für uns und wir dürfen ihn lieben. Dann werden wir nicht leichtfertig mit seiner Vergebung umgehen.   

 

Von Petrus, der felsenfest entschlossen zu Jesus stehen wollte, können wir lernen: Menschliche Stärke ist im Ernstfall keine ausreichende Sicherheit. Wenn es uns an Kraft mangelt, führt auch das vielgepriesene Selbstvertrauen zum Versagen. Stattdessen brauchen wir mehr Gottvertrauen und aufrichtige Liebe zu Jesus, dem Retter! Mit Jesus kommen wir ganz sicher zu seinem guten Ziel, notfalls trotz Versagen.

 

Tamara Schüppel

 

_____________________

Fußnoten:


[a]  ...  Synedrium: vgl. Etappe J73

 

[b]  ...  vgl. Lukas 22,61

 

[c]  ...  vgl. Johannes 13,37-38

 

[d]  ...  vgl. Matthäus 16,16

 

[e]  …  vgl. Markus 12,30 und Johannes 21,15-19

 

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