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J76 Macht – von oben gegeben?

  • Tamara Schüppel
  • 5. Sept.
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 15. Sept.

 

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Macht, Machtmissbrauch und menschliche Verantwortung
Macht, Machtmissbrauch und menschliche Verantwortung

Der Schöpfergott offenbart sich! So könnte man das Johannes-Evangelium überschreiben. Jesus ist Gott – das fanden wir in vorhergehenden Etappen immer wieder bestätigt. Aber hier fällt Jesus einem Justizverbrechen zum Opfer. Wie passt seine scheinbare Machtlosigkeit angesichts des himmelschreienden Unrechts zum allmächtigen Gott?

 

Nachdem er [Pilatus] das gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus und sagte zu ihnen: „Ich finde keine Schuld an ihm. Ihr seid aber gewohnt, dass ich euch zum Passafest einen freilasse. Wollt ihr also, dass ich euch den König der Juden freilasse?“ Da schrien sie wieder: „Nicht diesen, sondern Barabbas!“ Barabbas war aber ein Räuber.

Darauf nahm Pilatus nun Jesus und ließ ihn auspeitschen. Die Soldaten hatten eine Krone aus Dornen geflochten und setzten sie ihm auf den Kopf und legten ihm einen purpurroten Mantel um. Sie traten an ihn heran und sagten: „Sei gegrüßt, König der Juden!“ Und sie schlugen ihm ins Gesicht.

Pilatus ging wieder hinaus und sagte zu ihnen: „Seht, ich führe ihn zu euch heraus; damit ihr erkennt, dass ich keine Schuld an ihm finde.“ Da kam Jesus heraus; er trug die Dornenkrone und den purpurroten Mantel. Pilatus sagte zu ihnen: „Seht, der Mensch!“ Als nun die Hohepriester und die Diener ihn sahen, schrien sie: „Kreuzige, kreuzige!“ Pilatus sagte zu ihnen: „Nehmt ihr ihn und kreuzigt ihn! Denn ich finde keine Schuld an ihm.“ Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz und nach dem Gesetz muss er sterben, weil er sich zum Sohn Gottes gemacht hat.“

Als nun Pilatus dieses Wort hörte, fürchtete er sich noch mehr. Er ging wieder in das Prätorium hinein und sagte zu Jesus: „Woher bist du?“ Jesus aber gab ihm keine Antwort. Da sagte Pilatus zu ihm: „Sprichst du nicht mit mir? Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich freizulassen, und Macht, dich zu kreuzigen?“ Jesus antwortete ihm: Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben gegeben wäre. Darum hat der, der mich dir ausgeliefert hat, größere Sünde.“

Daraufhin versuchte Pilatus ihn freizulassen, aber die Juden schrien: „Wenn du diesen freilässt, bist du nicht des Kaisers Freund. Jeder der sich zum König macht, lehnt sich gegen den Kaiser auf.“ Als Pilatus nun diese Worte hörte, führte er Jesus hinaus. Und er setzte sich auf den Richterstuhl an dem Platz, der ‚Lithostrotos‘, auf Hebräisch ‚Gabbata‘, heißt.

Es war aber Rüsttag zum Passafest, ungefähr zur sechsten Stunde. Und er sagte zu den Juden: „Seht, euer König!“ Da schrien sie: „Hinweg, hinweg, kreuzige ihn!“ Pilatus sagte zu ihnen: „Euren König soll ich kreuzigen?“ Die Hohepriester antworteten: „Wir haben keinen König außer dem Kaiser.“ 

Da übergab er ihnen Jesus, damit er gekreuzigt werde.

Die Bibel, Johannes-Evangelium 18,38-19,16 (Übersetzung: T. Schüppel, in Anlehnung an Zürcher Übers.)

 

„Macht, von oben gegeben“ – so bezeichnet Jesus die Kompetenzen des römischen Statthalters Pilatus. Mitten zwischen rivalisierenden Machthabern dieser Erde, die herrschsüchtig für ihre eigene Ehre kämpfen, steht Jesus. Er kämpft demgegenüber aus Liebe zu den Menschen für deren Rettung. Auch wenn seine Ziele damals niemand begriff – eine Schuld konnte ihm keiner nachweisen: Nicht die jüdischen Religionsführer, nicht der römische Statthalter und Richter Pilatus.

 

Pilatus lässt sich auf ein Gespräch mit Jesus ein. Er ist zutiefst beeindruckt von dessen Würde unter solchen Umständen. Deshalb versucht er, sich vor der Verantwortung eines ungerechten Todesurteils zu drücken. Selbst der grausame Pilatus hofft, dass der blutende Jesus nach der Auspeitschung das Mitleid der Juden finden würde. Ihm ist längst klar, dass sie ihn nur aus Neid beseitigen wollen (vgl. Markus 15,10). Aber Pilatus hat sich geirrt. Erbarmungslos nutzen die sogenannten Frommen ihre Druckmittel, um ihr böses Ziel zu erreichen. Angstgetrieben spricht Pilatus dann das ungerechte Urteil: Hinrichtung durch Kreuzigung.

 

Diese Situation ist besonders, denn Jesus ist Gott. Er ließ sich freiwillig auf die Menschen ein, weil er uns eine Chance bieten wollte. Ich fasse kurz zusammen: Der Schöpfergott hat am Anfang die Erde weitgehend der menschlichen Verantwortung übergeben. Der Mensch entschied sich, ohne Gott zu agieren und vertraute dem Feind Gottes mehr als dem guten Schöpfergott. Diese Entscheidung führt unweigerlich in die furchtbare Gottesferne. Weil niemand dem gerechten Gericht Gottes entfliehen kann, kreierte Jesus die Rettungsmöglichkeit für alle Menschen: Er selbst nahm unsere Schuld auf sich.

 

Dabei trat Jesus in den Kampf gegen den Feind Gottes. Mitten im Machtbereich des Teufels folgte Jesus DENNOCH seinem guten Ziel. Der rettende Gott besiegte den Bösen durch das Gute. Deshalb ist die Macht des Teufels über uns bereits gebrochen, deshalb kann Jesus uns die Chance bieten:

 

Weil Jesus für unsere Schuld bezahlte, können wir frei werden von der Sklaverei des Bösen: Frei, dem Guten zu folgen. Unsere Entscheidung hat Konsequenzen über dieses Leben hinaus. Jesus-Nachfolger trennt nichts von Gott und seiner Liebe: Nicht einmal katastrophale Umstände, die wir vielleicht durchleiden müssen. (vgl. Römer 8,37) Es kann sein, dass wir zunächst wie Verlierer aussehen. Es kann sein, dass andere Menschen ihre Macht missbrauchen und uns schweren Schaden zufügen. Mit Jesus dürfen wir lernen, frei und stark zu werden und dennoch das Gute zu tun.

 

Allein geraten wir schnell an unsere Grenzen: Wo ist Wahrheit bei Auseinandersetzungen im zwischenmenschlichen Bereich oder gar bei internationalen Konflikten? Jesus-Nachfolger können auf dieser Erde nicht schuldlos leben – das konnte allein Jesus. Aber wir dürfen uns immer wieder dem guten Schöpfergott zuwenden. Wir können unser Leben gestalten in Verbindung mit Jesus, unserem Retter. Dann sind wir unterwegs zur himmlischen Heimat, zu Gottes ewiger Herrlichkeit.

 

Jedoch gibt es bis heute ungerechte und grausame Machthaber: Macht – von oben gegeben? Wieso gibt Gott solchen Menschen Macht? Warum lässt der Allmächtige so viel Ungerechtigkeit zu?

 

Gott hat die Erde weitgehend der menschlichen Verantwortung übergeben. Er nimmt seine Versprechen nicht zurück, weil Menschen zu ihrem eigenen Schaden entscheiden. Gott bietet Chancen, er zwingt nicht! Demgegenüber versklavt der Böse: Er lockt mit falschen Versprechen und kurzzeitigem Genuss und versklavt anschließend durch Angst, Sucht und Lügennetze, die das Böse beschönigen sollen ... Leider müssen oft ganze Generationen erleben, was sich langfristig aus gottlosem Tun entwickelt. Leider schaden Menschen nicht nur sich selbst!

 

Dennoch wacht Gott genau über allem – er ist nicht unbeteiligt und kalt. Gott ist ein liebevoller und barmherziger Vater, der jedem Menschen die Umkehr zu seinem Schöpfer ermöglicht hat. Was wirklich zählt im Leben, das kann ein ungerechter Machthaber ebenso herausfinden wie ein unschuldig Unterdrückter. Zudem zeigt Gott uns auch hier und heute immer wieder seine Liebe.

 

Bevor wir gleich zur aktiven Lebensgestaltung eilen: Jesus wartet auf unsere ganz persönliche Reaktion. Nehmen wir uns Zeit für unseren Rettergott! 

  

Tamara Schüppel

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