J77 Jesus am Kreuz – Wirklichkeit und Paradoxon
- Tamara Schüppel
- 22. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
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Jesus hatte zu jeder Zeit die Macht, dem ungerechten und grausamen Treiben der Menschen ein Ende zu setzen – ein endgültiges Ende. Obwohl er so hilflos aussieht, geht er seinen Leidensweg zutiefst selbstbestimmt: Aus Liebe zu den Menschen – aus Liebe auch zu denen, die ihn hasserfüllt und geringschätzig verachten. Schauen wir genau hin: Gott will, dass wir ihn besser verstehen!
Da lieferte er [Pilatus] ihnen Jesus zur Kreuzigung aus. Sie übernahmen nun Jesus. Er trug sein Kreuz selber und ging hinaus zu der sogenannten Schädelstätte, die auf Hebräisch Golgota heißt. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, auf jeder Seite einen, in der Mitte aber Jesus.
Pilatus ließ auch eine Tafel beschriften und sie oben am Kreuz anbringen. Darauf stand geschrieben: ‚Jesus von Nazaret, der König der Juden.‘ Diese Inschrift nun lasen viele Juden, denn die Stelle, wo Jesus gekreuzigt wurde, lag nahe bei der Stadt. Sie war in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache verfasst.
Da sagten die Hohepriester der Juden zu Pilatus: „Schreibe nicht: Der König der Juden, sondern was er gesagt hat: Ich bin der König der Juden.“ Pilatus antwortete: „Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.“
Nachdem nun die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen Teil, dazu das Untergewand. Das Untergewand aber war ohne Naht, von oben an am Stück gewoben. Da sagten sie zueinander: „Wir wollen es nicht zerreißen, sondern darum losen, wem es gehören soll.“ So sollte die Schrift in Erfüllung gehen, die sagt: ‚Sie haben meine Kleider unter sich verteilt, und über mein Gewand haben sie das Los geworfen.‘ Das also taten die Soldaten.
Die Bibel, Johannes-Evangelium 19,16-24 (Zürcher Übersetzung 2007)
‚Der König der Juden‘ – so konnte es jeder Vorübergehende lesen. Was als Spott und Seitenhieb gegen die Hohepriester gedacht war, ist ungewollt ein Stück Wahrheit: Bis heute – also 2000 Jahre später – feiern Christen überall auf der Erde Jesus als König. Denn Jesus ist nicht nur König der Juden. Er ist der König aller Könige und der Herr aller Herren (vgl. Philipper 2,5-11).
Während wir Jesus am Kreuz anschauen, fällt es unserer Logik schwer, das real geschehene Paradoxon zu erfassen: Sieg über den Bösen durch Hinrichtung? Gottes Gnade als Angebot für jeden Menschen aufgrund des Todes von Jesus? Das grausame, römische Folterinstrument ‚Kreuz‘ als Siegeszeichen? Damit wir uns nicht irritieren lassen, finden wir mitten in diesem sachlichen Tatsachenbericht mehrfach Hinweise auf prophetische Vorhersagen dieses Geschehens. In unserem Textabschnitt sind es die römischen Soldaten, die völlig unbewusst die uralten biblischen Vorhersagen erfüllen:
Die Vollstrecker des Todesurteils teilen sich im Angesicht des Sterbenden und seiner wenigen Angehörigen ihren Bonus für die Ausführung der Kreuzigung. Sie ahnen nicht, dass Gott sie mit ihrem grausamen Tun sich zunutze macht, um jedem Suchenden zu versichern: Jesus ist der vorhergesagte Retter! Das Zitat in unserem Text stammt aus Psalm 22. Es handelt sich um ein poetisches Lied in hebräischer Sprache von König David, der etwa 1000 Jahre vor diesem Geschehen lebte. Nehmen Sie sich gern die Zeit und lesen Sie nach.
Die letzten Verse dieses alten hebräischen Liedes beschreiben eine für jedermann sichtbare Herrlichkeit des Rettergottes. Auch wenn Christen heute überall auf der Erde Jesus als König anbeten: Vollständig sichtbar ist seine Herrlichkeit und Gerechtigkeit noch nicht. Im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung, dürfen wir mit dem Propheten noch ein weiteres Stück vorausschauen. Dort wird die endgültige Erfüllung dieser uralten Vorhersage beschrieben: Offenbarung 17,14 und Offenbarung 19,1-10
Der gekreuzigte und sterbende Jesus ist ein real geschehenes Paradoxon, das uns bei genauem Hinschauen zu tieferem Verständnis des allmächtigen Gottes führt. Arbeiten Sie dazu gern auch vorhergehende Etappen durch, damit Sie Gottes großartigen Plan und seine Liebe zu den Menschen besser verstehen. Das öffnet uns ganz neue Blickwinkel. Dieser Weitblick ermutigt uns für unseren Alltag, gibt uns eine beneidenswerte Zukunftsperspektive, auch wenn uns manchmal viel Dunkelheit umgibt:
Jesus ging seinen Leidensweg selbstbestimmt aus Liebe zu uns. Er stellte echten Frieden her zwischen dem gerechten, heiligen Gott und uns heillos verschuldeten Menschen. Jesus ist kein unterdrückender Herrscher, sondern er will uns befreien: Wenn wir ihm folgen, können wir für das Gute leben. „Denn sein Gebilde sind wir, geschaffen in Christus Jesus zu einem Leben voller guter Taten, die Gott schon bereitgestellt hat.“ Epheser 2,10 – Zürcher Übersetzung 2007
Tamara Schüppel



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